Sonntag, 6. März 2016

Akte X immer noch hervorragend

von Werner Spat & Werner Spa:

Die Geschichten von Akte X waren schon immer sehr anspruchsvoll und vielschichtig. Das gilt auch für die aktuelle Staffel - die neuste nach etwa 15 Jahren.

Sowohl Leute, die zu sehr, als auch Leute, die zu wenig dem Fantastischen zugeneigt sind, können etwas lernen. Die modernsten extremen Verschwörungstheorien sind genauso eingearbeitet wie die vielen skeptischen, desillusionierenden Erkenntnisse  der letzten fünfzehn Jahre.

Manche Menschen sind ja heute noch so naiv, wie man nur bis in die Neunziger eigentlich sein durfte, und glauben immer noch daran, dass Psi eine nutzungsfähige Fähigkeit wäre, so dass man das Weltensystem per Willens- und Vorstellungskraft erkennen, beherrschen und bereisen kann. Nicht so Mulder von Akte X: Er hat dazugelernt und glaubt deshalb fast nichts mehr. Höhepunkte der Aufklärung: Das den Mystikern Tibets zugeschriebene berühmte Konzept von mittels Konzentration materialisierten menschenähnlichen Wesen - Tulpa - existiert dort nicht einmal als Wort und ist eine Falschübersetzumg von Tulku bzw. Tulpaku - die Projektion eines übersinnlichen Buddhas in die materielle Welt mit Körper. - Yeti und der in einer ZDF-Sendung ziemlich Christus-ähnlich dargestellte Mottenmann sind entlarvt als Bär und Eule (was umgekehrt die Fragwürdigkeit der Jesus-Geschichte unterstreicht). - Die wandernden Felsen in der Wüste rutschen auf eigenem Eis, der sich nachts unter ihnen bildet. - Meine Ergänzung: Die Parapsychologie begann vor etwa 150 Jahren ihre wissenschaftliche Tätigkeit mit den ganz großen Fragen nach dem Leben nach dem Tod, Kommunikation mit den Verstorbenen, Psi von indischen Meistern, Herrschaft des Geistes über die Materie, Raum und Zeit. Doch sie scheiterte am Nachweis auch nur eines einzigen Phänomens! Heute verzweifelt sie schon am Gedankenlesen zwischen zwei Personen in benachbarten Zimmern. Welche Philosophie kann da in der Gegenwart (!) ernsthaft den Traum von psychischen Reisen in ferne Gebiete des Weltensystems vertreten!? Solche Phantasten sollen es doch demonstrieren, dass sie es wirklich besser wissen und eine Seelenreise nachvollziehbar ausführen!

Trotzdem bleibt Akte X faszinierend: An das Wissen eines halbtoten muslimischen Terroristen wollen Mulder und Scully gleich auf zwei hochinteressante Weisen herankommen: einmal durch telepathische Kommunikation mittels Psilocybin, eines magischen Pilzes, eines Halluzinogens; zusätzlich durch Kommunikation mittels Kernspintomographie bzw. modernen Hirnscans. Letztlich gelingt die Unternehmung - aber auf unkontrollierbare Weise ("Wunder"). Das ist ja oft so, wenn möglicherweise doch Psi zur Geltung kommt, möglicherweise aber auch nicht. Das ist die berüchtigte Elusivität der paranormalen Phänomene, wenn man, obwohl bislang unbeweisbar, an ihnen festhalten will.

Akte X ist klasse.

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