Sonntag, 31. Mai 2015

Gibt es Erleuchtete?

von Werner Spat und Werner Spa: 

Ich möchte nicht wissen, wieviele Spitzenmeditierer nach den jüngsten Erdbeben in Nepal gerade unter dem Schutt der eingestürzten Gebäude und Berghänge liegen. - Wer da noch an Erleuchtete glaubt wohl auch an den Osterhasen.

Buddha lehrte, dass gutes Karma dazu führen würde, dass man in einem Land wiedergeboren wird, in dem Buddhismus gelehrt wird, und dass man das Glück auf Erden - Gesundheit, Schönheit, Reichtum, Liebe - erhalten würde. Daraus folgt, dass Buddhas Länder irdische Paradiese sein müssten. Doch viele von ihnen sind ziemlich armselig.

Das TIBETISCHE TOTENBUCH gibt vor, das Leben nach dem Tod zu kennen. Doch beschreibt es schon die irdischen Kontinente und die Entstehung des menschlichen Embryos falsch! Wer will dem Buch dann sonst noch glauben?

Die Theosophen um Blavatsky gaben vor, in Kontakt zu vollkommenen indischen Meistern zu stehen. Die Theosophen veröffentlichten viele wissenschaftliche Informationen, die angeblich sowohl von diesen Meistern als auch aus ihrer eigenen Hellsicht stammen. Doch aus heutiger Sicht haben sie sich in fast allen überprüfbaren Punkten geirrt. - Zum Beispiel wussten sie viel über Atlantis zu berichten - und dass die heutige Zeit in enger karmischer Verbundenheit mit dem untergegangenen Zeitalter steht. Doch nach der modernen Geologie hat es einen Kontinent im Atlantik nie gegeben!

Wer bei all dem an Erleuchtete glaubt wohl auch an den Weihnachtsmann.

Ohne Erleuchtete entfällt aber eine bedeutsame Stütze für die Theorien über Seelenwanderung, Reinkarnation und Karma.

14 Kommentare:

  1. Ich kenne das tibetische Totenbuch nicht, aber kann es nicht sein, dass die alten Tibeter eben eher Experten für den Geist, das Bewusstsein und das Jenseits waren, obwohl sie wenig über die physikalische Welt wussten? Sie haben ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht, als zu meditieren und die alten Schriften zu studieren. Im Gegensatz zu unserer heutigen Zivilisation, die über die Naturwissenschaften so viel Wissen über das materielle Universum gewonnen hat, wie keine andere jemals zuvor, aber deren Wissen über die geistige Welt weitgehend verkümmert ist. Ist es unter diesem Gesichtspunkt denn nicht möglich, dass das, was in diesem Buch über das Sterben und den Tod steht, doch stimmen könnte, obwohl dort falsches über die Kontinente und die Entwicklung eines Embryos steht?

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    1. Man kann Informationsquellen nur anhand der Informationen bewerten, die man selbst überprüfen kann. Wenn sie da versagen, sinkt ihre Glaubwürdigkeit auch bei den unüberprüfbaren Informationen. Das ist schließlich die gleiche Quelle. "Wer überprüfbar lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er unüberprüfbare Wahrheit spricht." Alles andere wäre unvernünftig!

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    2. Außerdem gibt es nicht nur ein TIBETANISCHES TOTENBUCH, sondern auch ein ÄGYPTISCHES. Beide haben herzlich wenig gemein! Sollen wir nun annehmen, dass die tibetischen Priester erleuchteter waren als ihre ägyptischen Kollegen? Oder umgekehrt? Dafür gibt es keine Gründe.

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    3. Ich würde den alten Tibetern nicht unterstellen, dass sie zur Entwicklung des Embryos oder zur Geographie der Erde absichtlich gelogen haben. Sie konnten es mangels der uns heute zugänglichen naturwissenschaftlichen Methodik eben einfach nicht besser wissen. Hätten sie Zugang zu diesen Methoden gehabt, hätten sie ihre Behauptungen überprüfen können, und hätten möglicherweise ihren Irrtum erkennen können. Vielleicht hätten sie diese Methoden aber auch für unsinnig, betrügerisch, irrtümlich, oder böse gehalten, und sie deshalb grundsätzlich abgelehnt. Dann wäre eine Diskussion mit uns "heutigen" Menschen schwierig geworden.

      Der Punkt ist aber, die Tibeter haben ja auch ziemlich genaue Anleitungen gegeben, was man machen muss, um zu den Erkenntnissen zu kommen, die sie in ihre vielen Bücher geschrieben haben; was in diesem Sinne ja gar nicht so unähnlich zur modernen Naturwissenschaft ist. Sie haben also durchaus die Notwendigkeit einer unabhängigen Überprüfung anerkannt. Nur ist es eben ziemlich aufwändig, jahrelang in Klöstern oder Höhlen zu meditieren, und ihre dicken Bücher durchzuarbeiten, so wie die naturwissenschaftliche Praxis ja auch sehr aufwändig, gefährlich, und teuer ist.

      Ich habe früher mal ein bisschen Buddhismus praktiziert, aber es reicht bei weitem nicht aus, um die Behautungen zu reproduzieren, die z.B. im tibetischen Totenbuch stehen. Ob die alten Ägypter auch ihrerseits eine Anleitung gegeben haben, wie man ihre Erkenntnisse verifizieren kann, weiß ich nicht.

      Beste Grüße, Chris

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    4. Vor lauter Hektik scheine ich nur einen Teil meiner Antwort in den Bog kopiert zu haben. Nachträglich nun meine vollständige:

      Man kann Informationsquellen nur anhand der Informationen bewerten, die man selbst überprüfen kann. Wenn sie da versagen, sinkt ihre Glaubwürdigkeit auch bei den unüberprüfbaren Informationen. Das ist schließlich die gleiche Quelle. "Wer überprüfbar lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er unüberprüfbare Wahrheit spricht." Alles andere wäre unvernünftig!

      Gleiche Quelle der Information bedeutet hier auch gleicher Vorgang der Informationsgewinnung! Die Wanderung der Seele bzw. des Bewusstseinsprinzips kann angeblich sowohl mittels überphysischen Sehens als auch überphysischen Erinnerns erforscht werden. Egal wie - träfe eine der Theorien über Seelenwanderung, Wiedergeburt oder Reinkarnation zu, würde man auf beiden Wegen auch etwas über unsere materielle Welt erfahren, da ja die Seele wiederholt in unsere Welt eintauchen würde. Wissen sollte man so erlangen über private Lebensumstände wie auch allgemeinere Sachverhalte: Planet, Zeitalter, Kontinent (!), Land, Kultur, Biologie, Evolution, Vereinigung der Seele mit dem Körper im Mutterleib (Embryonal-Entwicklung!) oder kurz nach der Geburt usw. Aber wie gesagt, diese überprüfbaren Informationen sind falsch! Sowohl bei den klassischen Religionen Buddhismus und Hinduismus als auch bei der Esoterik. - Und der Vollständigkeit halber: Die modernen Hypnose-Erinnerungen an ein Leben vor dem Leben sind auch nicht besser oder schlechter.

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    5. Es ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt, von einer Methode des Wissenserwerbs zu verlangen, dass sie auf alle denkbaren Sorten von Wissen anwendbar sein soll. Die naturwissenschaftliche Methode hat schließlich auch ihre Grenzen. Sie kann -- wahrscheinlich prinzipiell -- nicht erklären, wo Bewusstsein herkommt, obwohl es dieses zweifellos gibt. Das erwarte ich aber auch nicht von ihr, weil ich es nicht für ihre Aufgabe halte. Falls die alten Tibeter tatsächlich eine Methode zur Verfügung hatten, um Seelenwanderung zu erforschen, würde ich umgekehrt auch nicht verlangen, dass diese Methode auf Bereiche anwendbar sein muss, die umgekehrt von der Naturwissenschaft erforscht werden können.

      Unter http://www.bodhibaum.net/bardo/bardo-teilIII.htm habe ich folgendes gefunden:

      "Die Schilderung der embryonalen Phase folgt den klassischen indischen Vorstellungen. Danach wird nicht die Gestalt des Embryo beschrieben, sondern die Konsistenz seines Körpers (Dünnflüssigkeit, Dickflüssigkeit) festgehalten. Es schien mir nicht gerechtfertigt, diese Vorstellung gegen die im Westen übliche auszutauschen und damit den ursprünglichen Inhalt des Textes zu verändern.
      Ähnliches gilt für die Schilderung der verschiedenen Kontinente, in die der Tote bei der Suche nach einem neuen Körper eintreten mag. Es sind dies nicht die Kontinente, wie sie im Westen bekannt sind, sondern Welten-Kontinente, die durch ringförmige Meere voneinander getrennt sind. Zum Verständnis des Bardo-thödol ist es nicht nötig, hierbei länger zu verweilen. Man muß sich nur vor Augen halten, daß dies Elemente sind, die dem Weltbild des klassischen Indiens angehören. (Vgl. dazu: W. Kirfel: Die Kosmographie der Inder, Bonn 1920.)"

      Ich sehe keinen Grund, warum die Tibeter durch reine Introspektion in der Lage gewesen sein sollten, Wissen über die Kontinente zu erlangen. Dazu braucht man eine weltumspannende Seefahrt plus astronomisches Wissen. Ähnliches gilt für das Wissen über die Gestalt eines menschlichen Embryos: Dazu braucht man entweder Ultraschall oder Kernspintomographie, oder man muss den Embryo töten und aus dem Mutterleib herausnehmen. Letzteres hätten die Tibeter wohl wegen ihres Glaubens abgelehnt. Da sie dieses Wissen also nicht anderweitig bekommen konnten, beriefen sie sich auf die damals verfügbare indische "Wissenschaft". In meinen Augen ist das durchaus legitim. Ich würde deshalb in diesem Fall nicht von einer Lüge sprechen.

      In anderen Fällen kann Dein Satz "Wer einmal überprüfbar lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er unüberprüfbare Wahrheit spricht" natürlich trotzdem zutreffen. Das ist ja genau das Problem, das der öffentlich-rechtliche Rundfunk und viele große Zeitungen (mittlerweile besser bekannt als "die Lügenmedien") derzeit haben. Sie haben wiederholt nachweisbar gelogen, und deshalb glauben ihnen immer mehr Menschen selbst dann nicht mehr, wenn sie mal die (unüberprüfbare) Wahrheit schreiben. Persönlich würde ich jedenfalls dem tibetischen Totenbuch (und wahrscheinlich auch dem ägyptischen) 100x mehr Glauben schenken, als z.B. der BILD-Zeitung.

      Mit besten Grüßen,
      Chris

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    6. Der Vollständigkeit halber: Neben Hellsehen und überphysischem Erinnern wäre natürlich noch Telepathie eine dritte denkbare Methode der Informationsgewinnung der tibetischen Priester gewesen, wenn es um die Wanderung der Seele durch das Weltensystem geht. Aber wie gesagt, die Indizien sprechen gegen den Einsatz übersinnlicher Fähigkeiten. Du sagst ja selbst: Wo es in ihrer Vision von der Seelenwanderung um Handfestes geht, haben die Tibeter nur ihre veralteten Theorien verbraten! - Du kannst doch bei Wiedergeburt nicht das Diesseits vom Jenseits trennen! Wenn man - wie auch immer - die Wanderung der Seele durch das Weltensystem wahrnimmt, dann nimmt man notgedrungen auch Irdisches wahr. Das hat doch nichts mit Naturwissenschaft zu tun.

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    7. 1. Jede Religion hat ihre Mystiker und ihre mystischen Schulungswege, nicht nur der Buddhismus. Trotzdem stießen die christlichen Mystiker bei ihren Erleuchtungen nicht auf Wiedergeburt und Karma!
      2. Die ägyptischen Priester waren im Altertum für ihre übernatürlichen Fähigkeiten berühmt. Allerdings haben sie, wie man heute weiß, mit jeder Menge täuschender Tricks gearbeitet!

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    8. Deine Theorie, dass sich Psi nur und ausgerechnet auf Jenseitiges beziehen soll, aber nicht auf Diesseitiges, ist mir neu. Du bist eingeladen, deine Theorie in einem eigenen Posting näher vorzustellen, auch wenn ich denke, dass viel gegen sie spricht. Für weltanschauliche Inspiration ist dieser Blog gedacht.

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    9. Es ist doch so simpel: Wenn man Wiedergeburt wahrnimmt, dann nimmt man - automatisch - auch Irdisches wahr. Dieses lässt sich im Prinzip überprüfen, womit man einen wertvollen 1. Eindruck, eine erste Näherung für die Güte der Wahrnehmung insgesamt erhält. - Das Tibetische Totenbuch versagt bei diesem Test leider genauso wie alle anderen Propagandisten der Wiedergeburt, Seelenwanderung oder Reinkarnation. Egal, ob sie sich selbst für erleuchtet oder Geisteswissenschaftler halten.

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  2. Bin vorhin auf einen zum Thema passenden Eintrag in einem anderen Blog gestoßen:

    http://www.spiritueller-blog.com/die-macken-und-irrtuemer-der-erleuchteten

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  3. Da fällt mir ein, dass man unbedingt auch Emanuel Swedenborg und Jakob Böhme studieren sollte, wenn es um angeblich übersinnliches Wissen geht. Oder die Nahtoderfahrung von Er, über die Platon berichtet. - Man wird nach alldem zum Schluss genötigt, dass sich in Visionen hauptsächlich vom Visionär bevorzugte oder ihn emotional bewegende Theorien der Kultur des Visionärs widerspiegeln, die innerhalb der Vision auch weiterentwickelt werden können. Ausnahmen bestätigen die Regel.

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  4. Es ist wohl nicht einmal nötig, dass sich der Visionär zuvor intensiv mit dem Thema seiner Vision beschäftigt hat. Es reicht wohl, dieses beiläufig aufgeschnappt zu haben. Ich zumindest träume immer mal wieder ausgiebig über Themen, die ich im Wachbewusstsein eher zu kurz angedacht bzw. schnell übersprungen habe.

    Apropos Träume und Visionen: SCIPIOS TRAUM ist diesbezüglich beachtenswert.
    http://www.gottwein.de/Lat/cic_rep/ref06_somn01.php
    Hier gibt es sogar einen Vergleich zu Platons Er.

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  5. Es ist doch so simpel: Wenn man Wiedergeburt wahrnimmt, dann nimmt man - automatisch - Irdisches wahr. Dieses lässt sich im Prinzip überprüfen, womit man einen wertvollen 1. Eindruck, eine erste Näherung für die Güte der Wahrnehmung erhält. - Das Tibetische Totenbuch versagt bei diesem Test leider genauso wie alle anderen Propagandisten der Wiedergeburt, Seelenwanderung oder Reinkarnation. Egal, ob sie sich selbst für erleuchtet oder Geisteswissenschaftler halten.

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