Sonntag, 31. Mai 2015

Willensfreiheit und Libet

von Werner Spat und Werner Spa: 

1. Benjamin Libet hat möglicherweise nicht die eigentliche Willensentscheidung untersucht, sondern nur den Drang dazu. - Sollte das der Fall sein, wäre die öffentliche Diskussion ein Skandal. - Andererseits: Nach Wikipedia hat Libet auch kurzfristig geplante Entscheidungen untersucht.

2. Das Gehirn verlegt die subjektive Wahrnehmung bewegter Objekte um einige Zehntelsekunden vor. Das könnte auch auf Libets Uhrzeiger zutreffen. Dann würde die Entscheidung subjektiv zu einem späteren Zeitpunkt wahrgenommen werden, als sie tatsächlich stattfindet. - Andererseits: Wer hätte das besser gewusst als Libet selbst, der als Erster die Zeitverzögerung bei der bewussten Wahrnehmung untersucht hat!? Oder ging es dabei doch um etwas anderes?

Letztendlich ist aber Libet für die Frage der Willensfreiheit gar nicht so relevant - wie auch die ganze Hirnforschung nicht. Denn wie schon U. G. Krishnamurti aufgefallen ist und auch schon Leibniz geschrieben haben soll, ich in meinem Buch Die Rätsel unseres Daseins ausgeführt habe und man mit meditativer Selbstbeobachtung verifizieren kann: Nichts ist man sich so unbewusst wie seines gegenwärtigen Gedankens bzw. Denkens! Also ist es nicht selbstbestimmt. Also ist es nicht frei in einem ethisch relevanten Sinne!

7 Kommentare:

  1. Libet studierte die Zeitverzögerung zwischen Sinnesreiz und bewusster Wahrnehmung, wobei offenbar eine mysteriöse Rückdatierung geschieht. Ob er aber auch die ebenfalls mysteriöse Vorprojektion bewegter Objekte, die in der bewussten Wahrnehmung gegenüber der physikalischen Realität stattfindet, studiert hat, bleibt offen. Es handelt sich jedenfalls um zwei unterschiedliche Phänomene. - Beide Mysterien möchte ich später einmal genauer untersuchen. Denn Hirn/Psyche und Zeit haben definitiv ein sehr seltsames Verhältnis zueinander!

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  2. Gerade entdeckt! Auf dem Radar behalten:
    http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2013/04/01/quantenmechanik-und-bewusstsein-ist-alles-doch-ganz-anders/

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    1. Uff, ich hätte auch die Kommentare lesen sollen! Aprilscherz! Trotzdem so plausibel und aussagekräftig, dass man ruhig mal nachmessen sollte. :-)

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  3. Denken habe ich zwar geschrieben, aber fast alle Geistestätigkeiten gemeint - darunter das bewusste Entscheiden, Erinnern, Fantasieren, Sich-einer-Sache-bewusst-sein, Sich-einer-Sache-bewusst-werden, Sich-des-Bewusst-seins-bewusst-werden... Der Geist tut ungern zwei Dinge zur gleichen Zeit. Deshalb hinkt er gerade bei seinen eigenen Tätigkeiten mit dem Bewusst-werden hinterher. Dann können sie aber nicht selbstbestimmt sein! Dazu müsste man sie vielmehr vorher ausgewählt haben - was nicht der Fall ist. Niemand kennt schon alle möglichen Gedanken, bevor er anfängt zu denken. - Natürlich ist man sich des Inhalts seines aktuellen Gedankens bewusst. Was aber frühestens einen Augenblick später, manchmal sogar nie kommt, ist das Bewusstsein bzw. der Gedanke, DASS man jenen Inhalt denkt bzw., genauer, gedacht hat. Wo das Dass nicht bewusst ist, kann es sich nicht um eine selbstbestimmte Tätigkeit handeln! Und das Dass des gegenwärtigen Denkens ist selten bis nie bewusst! (Mehr dazu im Buch DIE RÄTSEL UNSERES DASEINS von Werner Spat)

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  4. Manche körperlichen Handlungen erfolgen ohne bewussten Willensentschluss. So beim morgendlichen Aufstehen in den Ferien ohne Wecker und Anlass. Oder beim Wutanfall. Diese Handlungen sind impulsiv - egal, ob spontan oder reaktiv, zufällig oder naturgesetzlich.

    Anderen körperlichen Handlungen geht ein gedanklicher Befehl, ein befehlender Gedanke, ein sich etwas vornehmender Gedanke - eine bewusste Entscheidung - voraus. Hier ist die Geistestätigkeit impulsiv.

    Also geschehen Tätigkeiten bzw. Handlungen letztlich immer impulsiv. (Hans Kaegelmann identifizierte vielleicht auch deshalb sogar den Urgrund der Welt mit der "Impulsaktivität", wie er es nannte. - Allerdings finde ich bei tiefschürfenden Dingen wie dem Urgrund der Welt den Ansatz und die Antworten von Michael Klinneter am überzeugendsten.)

    (Mehr zur ganzen Thematik im Buch DIE RÄTSEL UNSERES DASEINS von Werner Spat)

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  5. "Nichts ist man sich so unbewusst wie . . . .. "
    Wann ist eigentlich "man"? Wann ist eigentlich "eigentlich"?
    Es ist der ZEITPUNKT, welcher das DASS vom Individuum trennt, um dann ihren Weg des selbstbestimmten DASEINS/Daseins zu begleiten . . . .. gegenseitig zu begleiten . . . ..
    "man" und "eigentlich" verbinde ich mit Eigenschaften von Quantenzuständen und ihrer Wechselwirkung mit Raumzeit . . . ..
    Selbstbestimmtheit empfindet ein Mensch nur mittels dieser Eigenschaften und nach dem Impuls der erfolgten Messung einer dieser Eigenschaften . . . ..

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  6. Dass es mit dem freien Willen nicht weit her ist, kann man schon daran erkennen, wie erfolgreich polizeiliche Vernehmungen sind. Wie häufig kommen dabei doch Geständnisse und für Mittäter belastende Zeugenaussagen zustande! Und das selbst bei rechtsstaatlichen Vernehmungen ohne körperliche Folter. Wobei Schlafentzug auch schon stark in diese Richtung geht.

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